„Dies redete Jesus und erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater“ (Joh 17,1).

Er erhob seine Augen zum Himmel. Ob wohl von dieser Erde jemals ein Blick zum Vater emporgegangen ist wie dieser? Wo ist das Vaterhaus? Das Vaterhaus ist nicht in dieser Schöpfung, das Vaterhaus ist nicht am Rande des Weltalls irgendwo, so weit das auch sein mag. Das Vaterhaus gehört nicht dieser Schöpfung an!

Mir ist kürzlich ein Vers in Psalm 113 aufgefallen, der gerade in dieser Hinsicht eine sehr schöne Belehrung enthält. „Wer ist wie der HERR, unser Gott, der hoch oben thront; der sich herabneigt, um auf die Himmel und auf die Erde zu schauen?“ (Ps 113,5.6). Da sehen wir sehr deutlich, dass Gott nicht irgendwo am Rande des Weltalls wohnt, um auf die Erde zu schauen; nein, Er schaut auch auf die Himmel, das meint die geschaffenen Himmel. Das Vaterhaus befindet sich überhaupt nicht in dieser Schöpfung. Wir können hinsehen, wo wir wollen, so weit, wie wir können – das Vaterhaus ist nicht in der Schöpfung. Gott schaut auf die Himmel, Er befindet sich außerhalb davon.

Das ändert nichts daran, dass Gott sich in der Schöpfung betätigt und seine Gegenwart beweist. „In ihm leben und weben und sind wir“ (Apg 17,28), wir Geschöpfe! Das ändert nichts daran, dass der Herr Jesus es ist, der alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt, das heißt das ganze All am Laufen hält. Aber das Vaterhaus, das ist nicht in diesem Weltall zu finden.

Und doch erhebt der Herr Jesus seine Augen zum Himmel. Ich zweifle nicht, dass Er in seinen Gedanken und in seiner göttlichen Vorstellung etwas ganz anderes sah. Sein Blick in seinem tiefen Inneren reichte bis dorthin, außerhalb dieser Schöpfung, ins Vaterhaus, für das wir keinen Ort angeben und unter dem wir uns auch keinen Ort vorstellen können, weil unsere Gedanken an dieses All gebunden sind.

„Er erhob seine Augen zum Himmel“ – was das für den Vater bedeutete, was das für Ihn, den Sohn, bedeutete, das können wir uns nicht vorstellen, aber wir dürfen darum wissen! Und wenn wir es nicht verstehen können, dann ist das nicht schlimm, wenn nur unsere Herzen davon bewegt werden und wenn wir demütiger werden vor dem großen Gott, der dort in der Gestalt des Sohnes auf der Erde zum Vater redet. „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20). Könnte das doch unsere Herzen beeindrucken, könnte das doch unsere Gottesfurcht mehren und unseren Dank mehren dafür, dass dieser Sohn Gottes auf die Erde gekommen ist – meinetwegen, unsertwegen.

„Er erhob seine Augen zum Himmel.“ Normalerweise senken wir den Blick, wenn wir beten. Wir tun das wahrscheinlich, um nicht abgelenkt zu werden, und das ist auch nicht falsch. Aber doch sollten wir, wenn wir beten, in unserem Innern – in unseren Gedanken, mit unserem inneren Auge – nach oben gerichtet sein, weg von dieser Erde. Gottes Platz – das ist auch moralisch so – ist immer oben, und wir sind unten. Deshalb ist es gut, wenn wir auch innerlich nach oben gerichtet empfinden, das wird auch unseren Herzen guttun und unser Gebet beeinflussen.

Die Alten haben ja früher überhaupt nach oben gesehen, sie haben die Hände aufgehoben. Der Apostel Paulus schreibt an Timotheus: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben“ (1. Tim 2,8). Es gibt auch einen Psalm, in dem die Rede davon ist: „Lass als Räucherwerk vor dir bestehen mein Gebet, das Erheben meiner Hände [das heißt: „meine betenden Hände“] als Abendopfer“ (Ps 141,2). Das war schon richtig, aber es ist gewiss nicht eine Anweisung an uns, dass wir beim Gebet unsere Hände erheben sollen. Aber wir sollen doch in unserem Sinn nach oben gerichtet sein – ich denke, das können wir hiervon lernen.