„Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war“ (Phil 2,5).

Mit diesen Worten beginnt Paulus den Abschnitt, in dem er die Erniedrigung des Herrn Jesus und seine Erhöhung vorstellt. Er tut das, um ihn uns in seiner Gesinnung – das meint in dem Prinzip des Denkens und Handelns – als das große Vorbild vorzustellen. Denn aus dieser Gesinnung gehen dann Handlungen hervor.

Um deutlich zu machen, wie sehr der Herr Jesus sich erniedrigte und wie sehr er in Demut und Gehorsam seinen Weg ging, stellt der Apostel zunächst vor, welche unendlich hohe Position er hatte, dass er der ewige Sohn Gottes war und ist. Und der machte, als er als Mensch auf diese Erde kam, obwohl er vollkommen Gott blieb, als wahrer Mensch von den ihm als dem ewigen Sohn Gottes zustehenden Rechten für sich selbst keinen Gebrauch. Sondern er nahm, wie der Apostel es hier sagt, Knechtsgestalt an, als er Mensch wurde. Das meint nicht nur dem Äußeren nach, sondern dass er in seinem Wesen Knecht wurde, dass er eine Position der Niedrigkeit einnahm. Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, was es für den ewigen Sohn Gottes bedeutete, als Mensch in Niedrigkeit in seine Schöpfung einzutreten. Es wird sogar gesagt, dass er sich selbst zu nichts machte. Also nicht nur, dass er sich gering machte, sondern dass er zu nichts machte, als er Mensch wurde. Er tat das total freiwillig.

Als Mensch auf dieser Erde nahm er dann unter den Menschen den niedrigsten Platz ein. Wir lesen dann, dass er „sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz“. Auch das tat er total freiwillig. Er wurde nicht erniedrigt, sondern er erniedrigte sich selbst. Bevor er Mensch wurde, stellte sich die Frage nach Gehorsam überhaupt nicht, denn als der ewige Gott hatte er zu gebieten. Aber als er als Mensch über diese Erde ging, ordnete er sich freiwillig allen Anforderungen Gottes unter und tat ihnen als Mensch auf dieser Erde vollkommen Genüge. Er war vollkommen gehorsam, ja er ging in vollkommener Hingabe seinen Weg. Wenn es im Hebräerbrief heißt, dass er an dem, was er litt, den Gehorsam lernte, dann bedeutet das, dass er die Erfahrung machte, was es heißt, gehorsam zu sein. Wir als Menschen lernen Gehorsam, weil wir ungehorsam sind. Das war bei dem Herrn Jesus niemals so. Er war vollkommen gehorsam. Dieser Gehorsam zeigte sich in jedem Augenblick seines Lebens und ging bis zum Äußersten. Er war bereit, an das Kreuz von Golgatha zu gehen. So wird die unendliche Erniedrigung in seiner Menschwerdung und als Mensch auf dieser Erde vorgestellt.

Doch damit kann der Apostel seinen Gedankengang nicht schließen. Es drängt ihn, darüber zu reden, dass Gott Christus nach vollbrachtem Werk hoch erhoben hat, weil er sich so unendlich erniedrigt hatte. Von Menschen war er verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, und er hat ihm als Mensch den Platz höchster Ehre und Herrlichkeit gegeben. Hier ging das Prinzip in Erfüllung, was wir unter anderem in Lukas 14 lesen: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ Gott gibt eine Antwort auf die Erniedrigung und den Gehorsam.

Er, der alles war und blieb, machte sich freiwillig zu nichts und erniedrigte sich unendlich. Wir, die wir nichts sind, meinen manchmal, etwas zu sein. Ist der Herr Jesus nicht wirklich das große Vorbild für uns? Haben wir es nicht nötig, auf ihn zu blicken und von ihm zu lernen, was es heißt, demütig zu sein? Das heißt, den unteren Weg zu gehen, den anderen höher achtend als uns selbst. Und was es bedeutet, gehorsam zu sein, wirklich dem Wort Gottes zu gehorchen und uns dem Willen Gottes zu unterwerfen. Der Segen Gottes wird die Antwort sein, und es wird zu einem harmonischen Miteinander der Kinder Gottes führen. Gott wird dadurch geehrt und verherrlicht.

Auf den Herrn Jesus zu blicken ist der erste Punkt; ihn dann nachzuahmen in seiner Gesinnung ist das, was in unserem Leben daraus folgen sollte.