„Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen. Und wir sind es“ (1. Joh 3,1).

Dieser Vers beinhaltet gleich zwei Fingerzeige, die uns ermutigen sollen, uns mit der Liebe des Vaters zu beschäftigen:

  • „Seht“ – ein Wort, über das man schnell hinwegliest. Aber es ist gleichsam der Zeigefinger Gottes, der auf die Liebe des Vaters zeigt und uns auffordert, diese Liebe genau anzuschauen.
  • welch eine“ – im Deutschen wird das nicht so deutlich, aber es ist ein Ausdruck des Erstaunens und der Bewunderung. Die Jünger verwenden dasselbe Wort, als sie über den Tempel ausrufen: „Was für Steine und was für Gebäude!“ (Mk 13,1; vgl. Mt 8,27). So könnten wir hier auch sagen: „Seht, was für eine Liebe!“ Es geht um die bewundernswerte Art und Weise der Liebe des Vaters, die wir betrachten sollen.

Was macht denn die Liebe des Vaters so beachtlich? Hierzu einige Gedanken:

Es ist die Liebe des Vaters. Dieser Vater hat einen Sohn und von Ewigkeit her fließt ein unendlicher, tiefer, immer gleichbleibender Strom der Liebe vom Vater zum Sohn: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24). Im Schoß des Vaters war und ist der Sohn immer der Gegenstand dieser Liebe des Vaters. Das änderte sich auch nicht, als der Vater seinen Sohn sandte als Heiland der Welt. Die Liebe des Vaters hielt den Sohn in allen Leiden aufrecht, ließ Ihn immer vertrauen und war das höchste Motiv des Sohnes, sein Leben hinzugeben (Joh 10,17). Nach vollbrachtem Werk weckte der Vater den Sohn aus den Toten auf durch seine Herrlichkeit, und es war die tiefe Freude des Sohnes, „aus dieser Welt zu dem Vater“ hinzugehen (Joh 13,1). „Ich komme zu dir“ (Joh 17,11) – Worte des Sohnes, aus denen wir die Wertschätzung der Liebe des Vaters heraushören können. Diese kurzen Eindrücke der Liebe des Vaters zum Sohn sollen genügen, um uns ein Empfinden dafür zu geben, was die Worte Jesu beinhalten: „… damit die Welt erkenne, dass du … sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast“ (Joh 17,23).

Dieser Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns vor Grundlegung der Welt in Ihm auserwählt, „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“ (Eph 1,3.4). Der Vater wollte solche „vor sich“ haben, die fähig wären, seine Liebe zu empfangen und zu erwidern. Dafür benötigten wir die Natur Gottes („heilig und untadelig“); wir mussten aus Gott geboren werden; mussten seine Kinder sein; brauchten das ewige Leben, das allein befähigen kann, in Beziehung zu den göttlichen Personen zu treten (vgl. Joh 17,3). Doch das konnte nicht durch ein Werk der Schöpfermacht Gottes geschehen. Der eingeborene Sohn musste gegeben werden, damit wir ewiges Leben haben (Joh 3,16). Bewundernswerte Liebestat. Wenn wir nach Golgatha schauen, wissen wir, von welcher Tiefe die Liebe des Vaters ist.

Diese Liebe hat der Vater uns „gegeben“ – die einzige Stelle, wo die Liebe als Gabe des Vaters an uns bezeichnet wird. Das Wort „gegeben“ steht in der Perfektform. Dadurch wird ein Vorgang beschrieben, der in der Vergangenheit stattgefunden hat, mit Ergebnissen, die bis heute geblieben sind. Die Liebe des Vaters hat sich nicht darin erschöpft, uns zu seinen Kindern zu machen. Sie ist unser bleibender Besitz. Weil wir seine Kinder sind, sind wir geliebt und werden es immer sein.

Insofern unterscheidet sich diese Liebe in ihrem Charakter auch von der Liebe Gottes zur Welt, denn zu der Welt hat Gott keine Beziehung. Uns aber hat Er in eine Beziehung zu sich gebracht und liebt uns entsprechend dieser Beziehung. Wir haben nicht nur das Recht, Kinder Gottes zu heißen, sondern Er gab uns auch das Recht, Kinder Gottes zu werden (Joh 1,12.13). Wir sind aus Gott geboren, haben seine Natur, gehören zu seiner Familie. Wir sind Kinder Gottes! Enger konnten wir nicht mit Ihm in Verbindung kommen. Seht, welch eine Liebe!

Musste Er uns zu Kindern machen? Nein, seine Liebe bemisst sich nicht daran, was wir als Sünder nötig hatten. Sie ist der freie Ausfluss seines Herzens. Er wollte Kinder. Und wir sind es.