„Wenn ich auch schreie und rufe, so hemmt er mein Gebet.“ (Klgl 3,8)

„Du hast dich in eine Wolke gehüllt, so dass kein Gebet hindurchdrang.“ (Klgl 3,44)

Gott erhört gerne unsere Gebete. In Matthäus 7,7.8 finden wir seine Zusage: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden. Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan werden.“ Wer mit seinen Bitten aufrichtig und im Glauben zu Gott kommt, wird nicht enttäuscht werden. Gott ist ein Hörer und Erhörer des Gebets (Ps 65,3).

Und doch zeigt die Erfahrung, dass viele unserer Gebete nicht erhört werden. Dabei müssen wir natürlich bedenken, dass Gottes Gedanken immer höher sind als unsere Gedanken (Jes 55,9). Gott überschaut unser ganzes Leben und verfolgt mit allem, was uns im Leben widerfährt, seine weisen Absichten (Röm 8,28). Manches, um das wir bitten, würde vielleicht keinen Segen hervorbringen oder wäre (langfristig) sogar zu unserem Schaden. Darum muss Er uns in seiner Weisheit und Liebe manchmal Bitten verwehren. Doch es kann auch an uns liegen, wenn unsere Gebete nicht erhört werden.

Gründe, warum Gebete nicht erhört werden

In der Bibel finden wir einige Gründe, warum Gott unsere Gebete manchmal nicht erhören kann. Nachfolgend seien einige genannt:

  • Ungerechtigkeit und ungerichtete Sünden: „Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel abgesehen hätte, so hätte der Herr nicht gehört“ (Ps 66,18).
  • Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen anderer: „Wer sein Ohr verstopft vor dem Schrei des Geringen, auch er wird rufen und nicht erhört werden“ (Spr 21,13).
  • Ungehorsam den Geboten Gottes gegenüber: „Wer sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes: Sogar sein Gebet ist ein Gräuel“ (Spr 28,9).
  • Unglauben und Zweifel: „Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird“ (Jak 1,6.7).
  • Selbstsüchtige Bitten: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet“ (Jak 4,3).
  • Liebloser Umgang von Männern mit ihren Ehefrauen: „Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen nach Erkenntnis als bei einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden“ (1. Pet, 3,7).

Beispiele für unerhörte Gebete

In der Bibel finden wir auch Beispiele von Menschen, deren Gebete nicht erhört wurden. Nachfolgend seien einige aufgeführt:

Mose

„Und in jener Zeit flehte ich zu dem Herrn und sprach: Herr, Herr, du hast begonnen, deinem Knecht deine Größe und deine starke Hand zu zeigen! Denn welcher Gott ist im Himmel und auf der Erde, der gleich deinen Werken und deinen Machttaten tun könnte? Lass mich doch hinüberziehen und das gute Land sehen, das jenseits des Jordan ist, dieses gute Gebirge und den Libanon. Aber der Herr war über mich erzürnt um euretwillen und hörte nicht auf mich; und der Herr sprach zu mir: Lass es genug sein; rede mir fortan nicht mehr von dieser Sache!“ (5. Mo 3,23–26)

Mose hatte den innigen Wunsch, zusammen mit dem Volk in das verheißene Land zu ziehen. Dafür flehte er mehrmals zum Herrn. Doch wegen seiner Sünde in Meriba, wo er den Felsen entgegen der Anweisung Gottes zweimal geschlagen hatte, gewährte Gott ihm diesen Herzenswunsch nicht (4. Mo 20,7–13).

Dieses nicht erhörte Gebet war für Mose wohl die bitterste Pille in seinem Leben. Wie viele Strapazen hatte er durchgestanden, wie viele Leiden ertragen und welche Hoffnungen hatte er im Blick auf das verheißene Land gehegt. Alle diese Hoffnungen hatten sich zerschlagen. Gott gewährte ihm diesen innigsten Herzenswunsch nicht. Doch vom Berg Pisga durfte er vor seinem Tod noch einen Blick auf das ganze Land werfen (5. Mo 34,1–4).

Schließlich begegnen wir ihm noch einmal auf dem Berg der Verklärung, wo er zusammen mit dem Herrn in Herrlichkeit erschien und dessen Ausgang besprach, den Er in Jerusalem erfüllen sollte (Lk 9,30.31). So hat Gott auf eine höhere Weise doch noch auf das Gebet seines Knechtes geantwortet.

Elia

„Er selbst aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit, und kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Und er bat, dass er sterben dürfe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter.“ (1. Kön 19,4)

Nach seinem beeindruckenden Glaubenssieg auf dem Berg Karmel wurde Elia von Isebel, der gottlosen Frau Ahabs, mit dem Tod bedroht. Als er das hörte, bangte er um sein Leben und floh in die Wüste. Dort setzte er sich entmutigt unter einen Ginsterstrauch und bat darum, sterben zu dürfen. Doch dieses Gebet, das einem resignierten und niedergeschlagenen Herzen entsprang, wurde nicht erhört. Stattdessen kam ein Engel, der den Propheten mit Kuchen und Wasser stärkte. Und schließlich wurde Elia am Ende seines Lebens ohne zu sterben in den Himmel entrückt (2. Kön 2,11).

Paulus

„Und damit ich mich nicht durch das Übermaß der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, damit er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. Für dieses flehte ich dreimal zum Herrn, damit er von mir abstehen möge. Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht.“ (2. Kor 12,7–9)

Um Paulus wegen der vielen Offenbarungen, die er empfangen hatte, vor Überheblichkeit zu bewahren, wurde ihm von Gott ein Dorn für das Fleisch gegeben – ein Engel Satans, der ihn mit Fäusten schlug. Darüber flehte er dreimal zum Herrn, damit Er ihm diesen Dorn wegnehme. Doch der Herr gewährte ihm diese Bitte nicht, sondern verwies ihn auf die unerschöpfliche Gnade, die ihm zur Verfügung stand: Seine Gnade würde ihm für alles genügen. Paulus musste lernen, dass die Kraft Gottes in Schwachheit vollbracht wird – und wir müssen es auch. Schließlich konnte er sogar sagen, dass er Wohlgefallen an Schwachheiten hatte (2. Kor 12,10). Auch wenn sein Gebet nicht erhört wurde, so hatte Gott es doch gut gemacht!

Jesus Christus

„Und er sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir weg! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Mk 14,36)

Im Garten Gethsemane sehen wir den Herrn im ringenden Gebetskampf. Dort stand Ihm die ganze Schrecklichkeit dessen vor Augen, was Ihn am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis erwarten würde. Als der Heilige und Reine konnte Er nicht wünschen, zur Sünde gemacht zu werden. Darum bat Er, dass der Kelch des Zornes Gottes an Ihm vorübergehe: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“. Doch der Herr wusste, dass dies nicht möglich war und diese Bitte nicht erhört werden konnte. Darum fügte Er sogleich hinzu: „Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!“ (Mt 26,39). Anbetungswürdiger Herr, der bereit war, den Kelch des göttlichen Gerichts aus der Hand des Vaters anzunehmen, und mit seinem Kreuzestod die Grundlage für jeden Segen legte!

(aus der Monatszeitschrift Bleibt in mir)