Es ist sehr interessant, dass der Herr sehr oft Fragen stellt. Durch die ganze Bibel hindurch, alleine in den Evangelien etwa 200-mal. Warum tut Er das, obwohl Er doch allwissend ist? Wohl aus dem gleichen Grund, warum ein Lehrer seinen Schülern nicht direkt die Antwort präsentiert, sondern sie durch eine kluge Frage dahin bewegt, selbst auf die Lösung zu kommen. Gott möchte, dass wir die Situation, die Er in seiner Frage anspricht, auf unser Herz legen und uns prüfen. In dieser Serie möchten wir 16 dieser Fragen anschauen und uns dabei fragen, was der Herr dir und mir damit sagen möchte.

1. Frage: „Wo ist dein Bruder Abel?“ (1. Mo 4,9)

Gott geht mit dieser Frage direkt ans Eingemachte: Er fragt den Mörder nach dem Mordopfer. Kains unverschämte Gegenfrage, ob er denn der Hüter seines Bruders sei, offenbart zumindest, dass er die Frage Gottes verstanden hat. Dieser wollte damit sagen, dass es tatsächlich der Normalfall sein sollte, aufeinander aufzupassen. Nun hat Kain nicht nur nicht auf seinen Bruder aufgepasst, sondern ihm sogar noch Böses hinzugefügt.

Mit dieser Frage stellt Gott unsere Bruderliebe auf den Prüfstand. Er fragt dich und mich: „Wo ist dein Bruder? Wo ist deine Schwester? Geht es ihnen gut?“

Antworten wir ebenso wie Kain, indem wir jede Verantwortung für eine gute Beziehung von uns weisen? Sind wir denn unserer Geschwister Hüter? Ja, das sind wir (nicht im Sinne von prüfender Polizei, sondern von liebevoller Fürsorge).

Das finden wir mehrmals im Neuen Testament bestätigt. Alleine das häufige Vorkommen des Begriffes „einander“ zeigt uns, wie viel dem Herrn an einem guten Miteinander mit aufrichtiger Liebe liegt. Diese Bibelstellen sind so eindeutig, dass sie keine weitere Erklärung nötig haben:

  • „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,34.35).
  • „In der Bruderliebe seid herzlich zueinander“ (Röm 12,10).
  • „Seid gleich gesinnt gegeneinander“ (Röm 12,16).
  • „Seid niemand irgendetwas schuldig, als nur, einander zu lieben“ (Röm 13,8).
  • „Lasst uns nun nicht mehr einander richten“ (Röm 14,13).
  • „Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat“ (Röm 15,7).
  • „Ich bin aber auch selbst, meine Brüder, im Blick auf euch überzeugt, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, auch einander zu ermahnen“ (Röm 15,14).
  • „Grüßt einander mit heiligem Kuss“ (Röm 16,16).
  • „Wartet aufeinander“ (1. Kor 11,33).
  • „Durch die Liebe dient einander“ (Gal 5,13).
  • „Lasst uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden“ (Gal 5,26).
  • „… einander ertragend in Liebe“ (Eph 4,2).
  • „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32).
  • „… redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern“ (Eph 5,19).
  • „Belügt einander nicht“ (Kol 3,9).
  • „Deshalb ermuntert einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut“ (1. Thes 5,11).
  • „Seid in Frieden untereinander“ (1. Thes 5,13).
  • „Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem jemand vergelte, sondern strebt allezeit dem Guten nach, sowohl zueinander als auch zu allen“ (1. Thes 5,15).
  • „Lasst uns aufeinander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern“ (Heb 10,24.25).
  • „Redet nicht gegeneinander, Brüder“ (Jak 4,11).
  • „Seufzt nicht gegeneinander, Brüder“ (Jak 5,9).
  • „Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander“ (Jak 5,16).
  • „Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren“ (1. Pet 4,9).
  • „Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt“ (1. Pet 5,5).

Wie viel schöner könnte das Miteinander als Gläubige sein, wie viel weniger Streitfälle und Konflikte würde es geben, wie viele zerbrochene Beziehungen könnten wieder geheilt werden, wenn wir uns an diese simplen Anweisungen des Neuen Testaments hielten. Das Ziel ist dabei nicht, nur einen Brudermord wie bei Kain zu verhindern, sondern die Liebe Christi widerzuspiegeln. Möge der Herr Frieden und Liebe untereinander schenken.