„Er ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken, aus denen entsteht: Neid, Streit, Lästerungen, böse Verdächtigungen, beständige Zänkereien von Menschen, die in der Gesinnung verdorben sind und die Wahrheit verloren haben, die meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn“ (1. Tim 6,4.5).

Dass wir Vermutungen anstellen oder einen Verdacht in irgendeiner Sache schöpfen, mag nicht ausbleiben. Aber wir sollten uns davor hüten, anderen etwas anzulasten, wenn es keine klaren Indizien gibt. Wenn wir es doch tun, stellen wir uns in die Reihen derer, die eine schlechte Gesinnung, eine schlechte Lehre und ein schlechtes Verhalten an den Tag legen.

Es geht hier nicht nur darum, dass wir böse Gerüchte unter die Leute bringen. Das sollen wir freilich auch nicht tun. Aber die angeführte Stelle zeigt uns, dass auch die bösen Gedanken, die wir in unseren Herzen haben, schon zu verurteilen sind. Wir sollten sie mit Stumpf und Stiel ausrotten, ehe diese bösen Gedanken ihre zerstörerische Kraft in der Versammlung und in den Familien entfalten können.

Die Liebe hofft alles. Und deshalb dürfen wir uns angewöhnen, bei unseren Glaubensgeschwistern zunächst einmal das Gute vorauszusetzen. Natürlich müssen wir keine unrealistischen Gefühle kultivieren und andere durch die rosarote Brille der Unnüchternheit sehen. Aber der „Optimismus des Glaubens“ sollte uns kennzeichnen. Möchten wir es uns nicht angewöhnen, etwas gütiger im Blick auf andere zu sein? Und selbst wenn wir einmal jemand zu positiv eingeschätzt haben sollten, dann ist das immer noch besser, als böse Verdächtigungen zu hegen und böse Gerüchte auszustreuen.

Im Übrigen möchte ich zu bedenken geben, dass dann, wenn man viel mit solchen Verdächtigungen zu tun hat, sich einmal selbst ernst prüfen sollte. Denn wer anderen gewohnheitsmäßig Hochmut, Unwahrhaftigkeit, Neid und dergleichen in die Schuhe schieben will, beweist damit nicht, dass er es besonders genau damit nimmt, sondern eher, dass er selbst damit Probleme hat.