Vorbemerkungen zu Johannes 12

Mit diesem Kapitel 12 beginnt ein ganz wichtiger Abschnitt im Leben und im Dienst des Herrn Jesus. Es ist die letzte Woche vor seinem Sterben auf Golgatha und seinem siegreichen Auferstehen. Wenn wir die Berichte in den Evangelien über diese letzte Woche lesen, stellen wir fest, dass etwa ein Viertel dessen, was sie über das Leben des Herrn Jesus berichten, sich mit dieser letzten Woche beschäftigt. Dieses Kapitel 12 ist aber auch das letzte Kapitel im Johannes- Evangelium, das uns den öffentlichen Dienst des Herrn Jesus zeigt und uns noch einmal besondere Herrlichkeiten seiner Person vorstellt.

Der erste Abschnitt dieses Kapitels stellt einen besonderen Kontrast zu den letzten Versen von Kapitel 11 dar. In dieser Szene in Bethanien wird uns der Herr als der besondere Gegenstand und Mittelpunkt der Anbetung, des Dienstes und der Gemeinschaft der Gläubigen gezeigt. Kapitel 11 endete mit abgrundtiefer Feindschaft und Hass gegenüber dem Herrn Jesus; wie sehr muss Er hier in Bethanien diese Oase für Ihn als eine Erquickung empfunden haben. „Auf dem Weg wird er trinken aus dem Bach, darum wird er das Haupt erheben“ (Ps 110,7). Ähnlich drückt es David in Psalm 23,5 aus: „Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde.“

In Kapitel 11 hatte der Herr sich durch die Krankheit, den Tod und die Auferweckung des Lazarus verherrlicht. Hier in Kapitel 12 verherrlicht Er sich durch die Ankündigung seines eigenen Todes und seiner Auferstehung. Kapitel 11 hatte gezeigt, wie die Menschen seinen Tod planten; hier in Kapitel 12 werden wir finden, wie der Herr Jesus ankündigt, dass Er sein Leben selbst gibt.

In den Kapiteln 11 und 12 werden uns noch einmal drei große Herrlichkeiten des Herrn Jesus vorgestellt:

  • Zunächst sehen wir seine Herrlichkeit als Sohn Gottes, als der Er Lazarus auferweckt hat und hier von Maria geehrt und gesalbt wird. Das ist eine persönliche Herrlichkeit unseres Herrn; etwas, was Er immer war und nie geworden ist – der ewige Sohn Gottes. Und als solcher wird Er hier von Maria geehrt. Es ist eine wunderbare Szene, die uns in den christlichen Bereich führt.
  • Die Verse 12–19 zeigen uns die weitere Herrlichkeit des Herrn Jesus als König Israels, als Sohn Davids, wie Er in Jerusalem einzieht. Es ist eine amtliche Herrlichkeit. Dieser Abschnitt zeigt, welche herrlichen Segensfolgen dieser Einzug für sein irdisches Volk haben wird. Er wird als der angekündigte Messias über sein irdisches Volk die Herrschaft antreten.
  • Die Verse 20–36 offenbaren eine dritte Herrlichkeit, seine Herrlichkeit als Sohn des Menschen. Auch das ist eine amtliche Herrlichkeit. Als solcher war Er im Alten Testament angekündigt; und dieser Titel zeigt nicht nur die Tatsache, dass Er wahrer Mensch ist, sondern es ist die besondere Herrlichkeit damit verbunden, dass Er nicht nur über Israel regieren wird, sondern dass Er die Herrschaft über alle Werke der Hände Gottes antreten wird (s. Ps 8,5–9; Ps 80,18; Dan 7,13.14).

„Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus, der Gestorbene, war, den Jesus aus den Toten auferweckt hatte“ (V. 1).

Diese Szene in Bethanien wird auch von Matthäus und Markus berichtet, und dort sogar viel ausführlicher (s. Mt 26,6- 13; Mk 14,3–9). Aber Johannes zeigt dabei einige Einzelheiten, die von Matthäus und Markus nicht berichtet werden. Die genaue Zeitangabe, dass sich diese Szene sechs Tage vor dem Passah ereignete, finden wir nur hier. Auch nur bei Johannes wird diese Szene mit der Auferweckung des Lazarus verbunden. Lazarus wird dadurch gekennzeichnet, dass er gestorben war, aber jetzt lebt. Nur Johannes nennt den Namen der Frau, die den Herrn Jesus gesalbt hat. Und auch nur in diesem Evangelium wird erwähnt, dass die Füße des Herrn Jesus gesalbt werden. Und den Namen dessen, der diese Handlung der Salbung durch Maria kritisiert, nennt auch nur Johannes.

Mit den beiden anderen Berichten in Matthäus und Markus über diese Szene und dem Bericht einer weiteren Salbung des Herrn in Lukas durch die Sünderin zu einem ganz anderen Zeitpunkt (s. Lk 7,36–50) gibt es vier Berichte über zwei Salbungen des Herrn. Wenn wir diese vier Schilderungen nebeneinanderstellen, finden wir verschiedene Aspekte sowohl im Blick auf den Herrn als auch im Blick auf die Personen, die sich Ihm so genaht haben. Von der Sünderin lesen wir, dass sie viel geliebt hat (s. Lk 7,47) – wahre Liebe. Über Maria lesen wir in Matthäus 26,13, dass von dem, „was diese getan hat“, in der ganzen Welt geredet werden wird – wahre Hingabe. Markus berichtet uns das Urteil des Herrn über Maria, dass sie getan hat, was sie vermochte (Mk 14,8) – wahrer Dienst. Und hier in Johannes 12 finden wir wahre Anbetung.

Das Passah wird hier nicht das Fest der Juden genannt. Hier geht es darum, dass der Herr Jesus im Begriff stand, dieses Fest zu erfüllen, nach Golgatha zu gehen, um dort das Lamm Gottes, der Heiland der Welt zu werden. Sechs Tage vor dem Passah muss in diesem Jahr der Sabbat gewesen sein. An diesem Tag kommt der Herr in ein Haus, wo Er willkommen ist, wo man seine Gemeinschaft genießt und Ihm Anbetung bringt.

„Sie machten ihm nun dort ein Abendessen, und Martha diente; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen“ (V. 2).

Nicht eine Information aus diesem Vers finden wir in einem der anderen beiden Berichte über die Salbung des Herrn. Er zeigt uns etwas von der Atmosphäre in diesem Haus, die eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Maria anschließend anbeten konnte. Man hatte für Ihn ein Abendessen bereitet, d. h., die Atmosphäre in diesem Haus hatte einen Mittelpunkt, den Herrn Jesus. Martha diente. Wieder diente diese Frau (vgl. Lk 10,40), aber diesmal frei von Sorgen wegen ihrer vielen Arbeit und ohne Groll gegen ihre Schwester im Herzen. Sie tut treu ihren Dienst, der zur Freude und Ehre des Herrn Jesus ist. Lazarus liegt nicht mehr im Grab, sondern liegt zusammen mit dem Herrn zu Tisch und genießt diese Gemeinschaft. Er war durch seine Auferstehung aus den Toten wohl die aufsehenerregendste Person in Bethanien, aber hier ist er nur „einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen“ – ein Bruder unter Brüdern, ohne irgendwie im Vordergrund zu stehen. Er tritt als jemand auf, der sehr demütig und zurückhaltend ist. Diese ausgesprochen geistliche Atmosphäre hat ein Zentrum, einen Mittelpunkt – den Herrn Jesus. Fast wie eine Folge dieser Atmosphäre gibt dann Maria ihr Bestes, ihr Teuerstes für den Herrn und drückt Ihm damit ihre Wertschätzung und Anbetung aus.

Möchten wir so etwas auch haben? Der Herr kommt in ein Haus – es war übrigens nicht das Haus der drei Geschwister (vgl. Mt 26,6–13; Mk 14,3–9) –, Er kommt in ein höchstpersönliches Lebensumfeld, und Er weiß, dass Er dort willkommen ist. Wünschen wir auch, Ihm darin zu dienen, seine Gemeinschaft darin zu genießen, Ihm unsere Anbetung zu bringen? Wir haben eben gesehen, welch äußerer Druck entstanden war, vor welch düsterem Hintergrund sich diese Szene ereignet. Das zeigt, dass eine Entscheidung gefordert ist, wenn wir so etwas auch erleben wollen. Sind wir bereit, die Kosten auf uns zu nehmen, die Konsequenzen zu tragen? Die Gegner des Herrn waren ja fromme Menschen, die es äußerlich mit Gott hielten. Und wir leben heute hier in diesem Land in einer ganz ähnlichen Situation. In unserem Grundgesetz wird Gott in der Präambel noch erwähnt. Aber man kann in den Medien lesen und hören, wie weit sich christliche Kirchen schon von Gott entfernt haben. Es werden Harry-Potter-Gottesdienste oder Taylor-Swift-Gottesdienste veranstaltet; auf einem Kirchentag hieß es, Gott sei queer. Wo ist diese Christenheit hingekommen? Wer da heute noch wirkliches Christenleben zeigt, wird nicht nur verspottet, sondern sogar angefeindet. Was von der Bibel und ihren Moralvorstellungen noch übrig ist, will man in der Christenheit loswerden. Sind wir bereit, vor diesem düsteren Hintergrund eine solche Szene wie hier in Bethanien erleben zu wollen?

Wir sehen in dieser Szene hier auch einen geistlichen Fortschritt bei den drei Geschwistern gegenüber der Szene im Haus der Martha in Lukas 10,38–42. Hier wird Er nicht nur aufgenommen in das Haus, wie in Lukas 10, sondern hier ist Er der Mittelpunkt. In Lukas 10 wird Lazarus gar nicht erwähnt, hier genießt er mit anderen die Gemeinschaft am Tisch mit dem Herrn. In Lukas 10 wird Martha abgezogen von der Person des Herrn durch ihr vieles Dienen, hier dient sie ohne jeden tadelnden Zusatz. In Lukas 10 sitzt Maria zu den Füßen des Herrn Jesus und hört Ihm zu, hier geht sie einen Schritt weiter und bringt Ihm etwas. Was hat diesen Fortschritt in ihren Seelen bewirkt? War es nicht das Empfinden der eigenen Ohnmacht und das Erleben der Allmacht des Herrn Jesus, seiner Auferstehungsmacht? Es ist schon einmal gesagt worden: „Wenn man den Herrn Jesus in seiner Herrlichkeit sieht und in seiner Auferstehungsmacht kennenlernt, wird alles an den richtigen Platz gerückt“! So ist es auch hier.

Das Abendessen ist die letzte Mahlzeit des Tages, die letzte Gelegenheit, Gemeinschaft zu haben. In Lukas 24,28–31 lesen wir von einem weiteren Abendessen, das der Herr mit den beiden Emmaus-Jüngern einnahm. Und in dem Sendschreiben an Laodizea lesen wir auch von einem Abendessen. Dort spricht der Herr zu Gläubigen, Er klopft an und begehrt Einlass in mein und dein Leben. Er möchte ganz persönlich Gemeinschaft mit jedem einzelnen Gläubigen haben. Und wer Ihm auftut, zu dem wird Er hineingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit Ihm (s. Off 3,20). Dann kommt Er in unsere Lebensumstände hinein; aber mehr noch, Er wird uns dann auch innerhalb dieser Gemeinschaft zu sich, auf sein Niveau erheben, um auf dieser höheren Ebene mit Ihm Gemeinschaft zu haben.

Bei diesem Abendessen hier sind zwei Personen zugegen, die durch ihre Anwesenheit unterstreichen, dass der Herr Jesus der Sohn Gottes ist: Simon, der Aussätzige (s. Mt 26,6; Mk 14,3) und Lazarus, der Gestorbene. Nur Gott kann einen Aussätzigen heilen, und nur Gott kann einen Gestorbenen auferwecken. Und doch wird der Herr Jesus viermal in diesem Abschnitt mit dem einfachen Namen Jesus vorgestellt. Diese wunderbare Person, die in ihrer Erscheinung keine äußerliche Herrlichkeit ausstrahlte, nichts äußerlich Großes darstellt, dieser einfache Jesus ist niemand anders als der ewige Sohn des Vaters, der hier zum Gegenstand der Anbetung wird.

„Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt“ (V. 3).

Wenn wir dem Bericht im Markus-Evangelium folgen, müssen wir zwischen Johannes 11,54 und Johannes 12 auch noch die Szene auf dem Weg nach Jerusalem vor Jericho einordnen. Dort hatte der Herr in Markus 10,32 ff. seinen Jüngern deutlich vorgestellt, „was ihm widerfahren sollte“. Ganz ausführlich hatten die Jünger in dem Zwischenraum zwischen Johannes 11 und Johannes 12 von dem Herrn gehört, dass Er in Jerusalem von den Juden den Nationen überliefert und getötet werden würde. Aber die einzige Person, von der wir lesen, dass sie ein Empfinden dafür hatte, dass der Herr Jesus in den Tod zu gehen im Begriff stand, war Maria – und sie hatte viel weniger von Ihm gehört als die Jünger. Aber wenn sie dabei war, wenn Er etwas gesagt hatte, dann hatte sie zugehört. Seine Person füllte ihr Herz aus, und deshalb hatte sie Ihn auch verstanden. Johannes und Jakobus waren in ihrem Herzen damit beschäftigt, wer wohl den ersten Platz einnehmen würde, wer im Reich mit Ihm zur Rechten und zur Linken herrschen würde. Darüber wurden die anderen Jünger neidisch. Sie alle waren mit sich selbst beschäftigt, sie wollten einen möglichst hohen Platz bekommen.

Maria dagegen war immer mit seiner Person beschäftigt, wenn sie mit dem Herrn Jesus zusammen war, seine Worte und Handlungen waren ihr wichtig. Ihr Herz war offen für den Herrn Jesus, und deshalb war sie hier in der Lage, etwas für Ihn zu tun. Sie hatte auch ein Empfinden dafür, wie man in der feindlichen Welt über Ihn dachte, und dass schon die Schatten des Todes auf seinen Weg fielen. Dadurch war sie innerlich vorbereitet für diesen Augenblick, wo sie Ihm alles, was sie hatte, geben wollte. Sie hatte die Narde ja nicht jetzt erst gesammelt, sondern schon länger bei sich. Und jetzt in dieser geistlichen Atmosphäre bei dem Abendessen kann sie sie hervorholen und durch die Salbung der Füße des Herrn ihrer Anbetung Ausdruck geben. Das zeigt uns, dass Anbetung nicht allein eine Sache meines eigenen persönlichen Herzenszustands ist, sondern sie bedarf auch einer gewissen Atmosphäre, in der die Herzen aller mit dem Herrn Jesus beschäftigt sind.

Wir danken, wenn wir etwas erhalten haben; wir loben jemanden für etwas Besonderes, was er getan hat; aber Anbetung ist mehr als das. Da geht es nicht darum, dass ich etwas erhalten habe oder dass jemand etwas besonders Gutes getan hat. Anbetung geht immer eine Offenbarung vonseiten Gottes voraus, eine Offenbarung von dem, was Er selbst ist. Und Anbetung ist die Antwort unserer Herzen darauf. Sie kann persönlich das Ergebnis meines Beschäftigens mit dem Herrn sein, sie kann auch gemeinsam als Versammlung geschehen, und ganz besonders wird sie hervorkommen, wenn wir zum Brotbrechen zusammenkommen. Denn es gibt ja keine höhere Offenbarung von Gott, als gerade die, die wir in dieser Stunde vor uns haben: den Tod des Herrn Jesus. Wenn uns das nicht zur Anbetung führt, was dann überhaupt?

In 5. Mose 26 lesen wir, dass die Israeliten mit einem Korb voll von den Erstlingsfrüchten des Landes vor den HERRN kommen sollten. Wallt unser Herz von gutem Wort (s. Ps 45,2), wenn wir so zusammenkommen? Es kann aber auch Gelegenheiten, wie z. B. solche Konferenz-Betrachtungen oder gemeinsame Wortbetrachtungen geben, wo wir gemeinsam durch das Betrachten der Person des Herrn zur Anbetung geführt werden. Wir wollen das nicht auf die Stunde des Brotbrechens beschränken.

Wie gehen wir am Sonntagmorgen zum Brotbrechen? Haben wir ein gefülltes Herz von den Herrlichkeiten der Person unseres Herrn? Oder haben wir uns zu Hause schon ein Programm vorgenommen, ein bestimmtes Lied oder einen Schriftabschnitt, was wir vorschlagen wollen? Wahre Anbetung kann nicht mechanisch angedreht und ausgedreht werden. Dann kommen auch die schönsten Lieder und die passendsten Bibelstellen kalt herüber, weil sie nicht durch den Heiligen Geist und aus einem vollen Herzen, das wirklich mit dem Herrn beschäftigt ist, vorgebracht werden. Lasst uns mit einem erfüllten Herzen dorthin gehen und warten, was Er anstoßen will. Der Herr kennt die echte Zuneigung unserer Herzen auch dann, wenn wir kein Wort sagen. Können wir aus unseren Herzen etwas vor Ihm ausgießen, selbst wenn wir nichts hörbar sagen? Denken wir immer daran, dass der Herr alles bewertet, was in seiner Gegenwart gesagt oder getan wird; ob wir schweigen, obwohl Er uns Brüder doch als Mund der Versammelten gebrauchen möchte, oder ob wir aus uns selbst heraus etwas vorbringen, was nicht durch Ihn bewirkt ist. Wenn der Heilige Geist ungehindert in unseren Herzen wirken kann, dann wird das Ergebnis immer echt und immer sehr kostbar für den Herrn sein!

Man kann äußerlich erkennen und unterscheiden, ob Christen im Namen des Herrn Jesus versammelt sind, wenn nämlich alles den Grundsätzen nach in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes ist. Aber es gibt auch noch eine zweite Seite: Man kann äußerlich in allem in Übereinstimmung sein mit dem Wort des Herrn, und doch innerlich nicht bei Ihm sein. Beide Seiten, die äußere und die innere, gehören unbedingt zusammen. Möchte der Herr uns vor diesem Zustand bewahren, äußerlich alles korrekt zu handhaben, aber innerlich weit davon entfernt zu sein und Ihn nicht als den wirklichen Gegenstand unserer Gedanken und Empfindungen zu haben.

Wir haben in Johannes 11,2 gesehen, dass der Heilige Geist diese Szene hier schon im Vorgriff auf Kapitel 12 erwähnt. Und hier in Johannes 12,1 werden wir noch einmal zurückverwiesen auf die Szene in Kapitel 11. Das macht uns deutlich, wie sehr der Heilige Geist betont, dass diese beiden Kapitel zusammengehören. Wir lernen daraus, dass eine Herzensprüfung unbedingt notwendig ist, wenn es eine Antwort für den Herrn Jesus geben soll Bethanien bedeutet „Haus des Elends“ oder auch „Haus der Datteln“. In Kapitel 11 sehen wir etwas von diesem Gedanken des Elends, der Erprobung unserer Abhängigkeit von dem Herrn. Lazarus starb, seine beiden Schwestern trauerten; sie hatten den Herrn gebeten, zu kommen, aber Er kam erst, nachdem Lazarus schon gestorben war. Das war diese Phase der Prüfung. Und jetzt sehen wir in Kapitel 12 eine Antwort. Nach der Bitterkeit kommt jetzt die Süße der Datteln. Deswegen konnte es diese wunderbare gemeinsame Antwort für den Herrn geben. Er war so kostbar für sie geworden, Er hatte diesen Bruder seinen beiden Schwestern zurückgegeben. Und deshalb konnte jeder von ihnen dem Herrn Jesus eine Antwort geben.

Aus Markus 14,3 wissen wir, dass Maria die Narde in einem Alabasterfläschchen verwahrt hatte, das sie bei der Salbung dann zerbrach. Sie hatte den festen Vorsatz, das gesamte Salböl für den Herrn Jesus einzusetzen. Hätten nicht auch ein paar wenige Tropfen gereicht? Diese Narde war so geruchsintensiv, dass auch schon mit einigen Tropfen der gesamte Raum mit ihrem Duft durchflutet gewesen wäre. Aber sie zerstörte dieses Fläschchen, sie setzte alles ein für ihren Herrn, den sie liebte.

Es werden hier zwei Ausdrücke benutzt, Salböl und Narde, die auch in Hohelied 1 vorkommen. In Vers 3 heißt es: „Ein ausgegossenes Salböl ist dein Name“, und in Vers 12: „Während der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft.“ In Hohelied 1 geht es um die persönliche Wertschätzung für den Geliebten. Damit muss es auch bei uns anfangen. Es gibt keine gemeinsame Anbetung, wenn es keine persönliche Anbetung gibt. Wenn Maria von dem Salböl nimmt, dann sagt uns Hohelied 1,3, dass dieses Salböl von dem Namen, d. h. der ganzen Person des Geliebten, spricht. Wir müssen mit dem beschäftigt sein, was der Herr Jesus in sich ist. Was ist Er denn? Er ist der geliebte Sohn des Vaters. Haben wir einen Eindruck davon, welchen Wert der Herr Jesus für das Herz des Vaters hat? Er ist der ewige Sohn Gottes, unbeschränkt in seiner Macht. Auch viele weitere Aspekte an Herrlichkeiten vereint Er in sich. Was kennen wir davon? Wenn wir in unserer persönlichen Beziehung zu dieser einzigartigen Person wachsen, dann kann auch „meine Narde“ ihren Duft bringen. Die Narde ist nicht etwas von dem Salböl Getrenntes, sie zeigt die Auswirkung der Beschäftigung mit Ihm, die in Anbetung zu Ihm zurückfließt.

Die nähere Bezeichnung, die hier für diese Narde benutzt wird – „sehr kostbar“ – kommt nur noch ein weiteres Mal in den Evangelien vor, in Matthäus 13,46 bei der sehr kostbaren Perle, die der Kaufmann suchte und für die er alles verkaufte. Wir sehen darin, welchen Wert der Herr solchen Herzen beimisst, die Ihm völlig hingegeben sind. Und das kann es auch heute noch geben, dass Herzen so für Ihn schlagen – auch in den Tagen Laodizeas, von denen wir eben gelesen haben.

Was hat Maria nun eigentlich gesalbt, das Haupt (s. Mt 26,7; Mk 14,3), den Leib (s. Mt 26,12) oder die Füße des Herrn (s. Joh 12,3)? Den ganzen Leib, aber der Heilige Geist möchte in diesem Evangelium, wo es um die Person des Sohnes Gottes geht, unsere Herzen in eine demütige Haltung bringen, um uns deutlich zu machen, mit wem wir es zu tun haben. Ist es nicht der Inbegriff von Anbetung, wenn von uns selbst nichts mehr übrig bleibt, wenn man sich selbst ganz vergisst und nur noch der Eine vor uns steht, um den es geht? Das Haupt zu salben, war üblich, und Matthäus und Markus beschreiben das auch in völliger Harmonie mit dem Charakter ihrer jeweiligen Evangelien. Die Füße zu salben war dagegen überhaupt nicht normal. Es ist der tiefe Ausdruck ihrer Demut und ihres geistlichen Empfindens vor der Herrlichkeit und Würde des Sohnes Gottes und ihrer völligen Hingabe an den Gegenstand ihrer Liebe.

Dann trocknet Maria die Füße des Herrn mit ihren Haaren. Dadurch nahm sie etwas von dem Duft des Salböls überall dorthin mit, wo sie hinging. Dieser Wohlgeruch, den sie dargebracht hatte, hatte eine Rückwirkung auf sie selbst und auf ihre Umgebung. Das lange Haar ist die Ehre der Frau (s. 1. Kor 11,15). Indem Maria ihre Haare benutzt, bringt sie zum Ausdruck, dass nicht ihr irgendwelche Ehre gebührt, sondern dass alles, was ihr irgendwie Ehre sein mochte, untergeordnet werden muss unter die Ehre dessen, der über alles geehrt werden soll.

„Es sagt aber Judas, Simons Sohn, der Iskariot, einer von seinen Jüngern, der im Begriff stand, ihn zu überliefern: Warum ist dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben worden? Er sagte dies aber nicht, weil er für die Armen besorgt war, sondern weil er ein Dieb war und die Kasse hatte und trug, was eingelegt wurde“ (V. 4–6).

Maria in ihrer anbetenden Haltung stellt aber nicht den Charakter aller Anwesenden bei diesem Abendessen dar, sie war darin eine Ausnahme. In diesem Kreis waren nur zwei Personen, die ein tiefes Verständnis füreinander hatten: Maria in ihrem Empfinden für die Person des Herrn, und der Herr selbst in seiner Würdigung dessen, was Maria Ihm gebracht hatte. Kein anderer kam ihr zu Hilfe, als es Widerstand gab. Judas war der Anführer zum Schlechten in dieser Szene, und die übrigen Jünger folgten ihm alle darin, sie waren alle unwillig und sie fuhren Maria sogar an wegen ihrer Tat. Alle waren sich einig darin, dass es bloße Verschwendung gewesen sei. Aber der Herr in seiner Gnade stellte ihre Handlung öffentlich richtig und rehabilitierte sie dadurch. Er stellte sich an ihre Seite, als sich alle gegen sie stellten.

Wenn Gläubige zu wahrer Anbetung zusammenkommen, wird es übrigens immer so sein, dass Satan versucht, das zu stören. Er wird alles in Bewegung setzen, um zu verhindern, dass Gott Anbetung gebracht wird. Er kann es auch hier nicht lassen, diese Frau in ihrem Tun anzugreifen. Der Herr hatte in Johannes 6,70 in Bezug auf Judas Iskariot gesagt, dass einer von seinen Jüngern ein Teufel sei. Hier ist dieser Judas ein echtes Instrument des Widersachers, er, von dem der Herr Jesus später sagt, dass er ein Sohn des Verderbens ist (s. Joh 17,12). Damit entspricht er dem Charakter nach dem Antichristen, der auch diesen schrecklichen Titel trägt und „widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist“ (s. 2. Thes 2,3.4).

Judas hatte einen schlechten Einfluss auf elf Gläubige ausgeübt. Römer 11,7a zeigt uns dazu einen wichtigen Grundsatz, denn wir vergessen manchmal, dass wir einen Einfluss auf die ausüben, die uns umgeben. Wir könnten uns fragen, wie es überhaupt möglich war, dass dieser Judas solch einen Einfluss haben konnte; er hatte kein Leben aus Gott, und trotzdem konnte er elf gläubige Männer beeinflussen. Es besteht immer die Gefahr, dass wir, obwohl wir den Herrn kennen und neues Leben haben, leicht beeinflussbar sind durch das Fleisch oder die Welt. Unsere böse alte Natur hat sich bei unserer Bekehrung nicht verändert, sie ist immer noch genauso schlecht wie vorher. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind, dass wir auf unsere Umgebung einen Einfluss ausüben. Auch müssen wir immer bedenken, dass die jüngere Generation unter uns nicht so sehr beeinflusst wird durch das, was wir sagen, sondern mehr durch das, was wir tun.

Erst jetzt werden in dieser Szene die ersten Worte gesprochen, und was für einen traurigen Kontrast zu der schweigenden Atmosphäre echter Anbetung offenbaren sie. Ja, sie zerstören sogar diese Atmosphäre der schweigenden Anbetung durch Maria. Es ist überhaupt zeitlich gesehen das erste Mal in den Evangelien, dass Judas etwas sagt. Und hier raubt er mit seinen Worten dem Herrn der Herrlichkeit diese Ihm gebrachte Haltung der Anbetung. Der Teufel benutzt dieses Werkzeug, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben (s. Joh 10,10). Aber dann kommt der Gute Hirte und stellt sich vor Maria und verteidigt sie (s. V. 7.8).

Auch bei Judas bewahrheitet sich das Wort: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34; s. Lk 6,45). Das Herz des Judas war ausgerichtet auf materiellen Gewinn. Es ist interessant, wie schnell Judas Bescheid weiß und den Wert der Salbe angeben kann. Woher hatte er diese Fähigkeit? Weil es das war, womit sein Herz die ganze Zeit über beschäftigt war. Was den Herrn Jesus betrifft, hatte er keine Wertschätzung für Ihn; er gab sich sogar mit 30 Silberstücken zufrieden, für die er Ihn verriet. Was für ein Gegensatz zu der Wertschätzung, die der Apostel Paulus für Christus empfand (s. Phil 3,7)! Paulus war bereit, alles für Christus zu verlieren. Er war bereit, alles aufzugeben, was die Welt ihm bieten konnte, weil sein Herz volle Befriedigung und Genuss gefunden hatte in der Person des Herrn Jesus. Das hatte von seiner Bekehrung an sein ganzes Leben gekennzeichnet.

Mit seinen Worten stellt Judas die Sinnhaftigkeit der Liebe Marias infrage. Aber er offenbart damit auch gleichzeitig sein eigenes böses Herz und offenbart hörbar, was wir aus den anderen Berichten gar nicht wüssten. Gott benutzt sein habsüchtiges Herz, um uns etwas zu zeigen, das die Wertschätzung, die Maria für den Herrn hatte, noch deutlicher macht. 300 Denare bedeuten ungefähr einen Jahreslohn für einen Arbeiter damaliger Zeitverhältnisse (vgl. Mt 20,2).

Vers 6 ist wie Kapitel 11,51 ein Kommentar des Heiligen Geistes, nicht etwa die Beurteilung des Evangelisten Johannes. Der Heilige Geist offenbart die tiefen Beweggründe des Judas.

Judas aber möchte nicht geben, sondern er möchte nehmen, er war ein Dieb; auch wenn er den Vorwand gebraucht, man hätte diesen Gegenwert besser für die Armen verwendet. Für den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, wollte er nichts geben. Maria hat eine Flasche, er hat eine Kasse; Maria zerbricht vorbehaltlos, um alles zu geben, er trägt die Kasse, um alles zu nehmen; Maria denkt nur an ihren Herrn, er denkt nur an sich, und das unter dem Deckmantel der Sorge für die Armen. Maria hatte durch ihr Handeln die ganze Aufmerksamkeit auf den Herrn hingelenkt, sie führte die Herzen zu Ihm; durch das, was Judas sagte, wurden die Herzen von dem Herrn weggezogen. Maria hatte den Herrn im Blick auf seinen Tod gesalbt; Judas dagegen stand im Begriff, den Herrn zu überliefern. Welche Gegensätze dieser beiden Personen und ihrer Herzen!

Judas und dann auch die übrigen Jünger gaben vor, für die Armen besorgt zu sein; dabei verkannten sie den, der reich war und arm geworden war (s. 2. Kor 8,9) und der als der Arme hier über diese Erde ging und nicht hatte, wo Er sein Haupt hinlegen konnte (s. Lk 9,58). Sie griffen die Person an, deren Herz im Gegensatz zu ihren Herzen wirklich für diesen Armen schlug, die achthatte auf den Armen (s. Ps 41,2). Und Judas tat das mit glatten und geschmeidigen Worten, die in Wirklichkeit gezogene Schwerter waren (s. Ps 55,22).

„Da sprach Jesus: Erlaube ihr, es auf den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt zu haben; denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit“ (V. 7.8).

Der Herr antwortet auf die Frage des Judas fast mit einer Bitte. Der Sohn Gottes bittet diesen vom Teufel getriebenen Mann. Der, der es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, macht sich selbst zu nichts (s. Phil 2,6.7) und tritt dem Wirken Satans auf so milde Weise entgegen. Maria hat wohl mehr geahnt als gewusst, dass sie den Herrn bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich zum letzten Mal als Lebenden auf der Erde sehen würde. Sie wollte Ihm deshalb etwas erweisen, was ihre ganze Zuneigung zu Ihm zum Ausdruck brachte. Wenn wir richtig handeln, brauchen wir niemanden zu fürchten, auch keinen noch so begabten Bruder. Der Herr wird sich vor uns stellen und den Unwillen und das Anfahren (s. Mk 14,4.5) der anderen zum Schweigen bringen. Und der Herr rechtfertigt ihre Handlung, indem Er den Jüngern deutlich macht, was für einen Wert ihr Handeln in seinen Augen hat. Sie hatte das Salböl schon länger bei sich aufbewahrt, und sie hatte auf diesen Augenblick gewartet, um dem Herrn diese Huldigung zu geben.

Anschließend spricht der Herr in aller Ruhe darüber, dass Er sein Leben lassen würde, denn dem Begräbnis musste sein Tod am Kreuz vorausgehen. Das Wort, das hier mit Begräbnis wiedergegeben ist, hat auch die Bedeutung von Einbalsamierung. In der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Alten Testaments) wird es tatsächlich bei der Einbalsamierung von Joseph in Ägypten benutzt (s. 1. Mo 50,26). Damit wird also nicht nur das tatsächliche Begräbnis beschrieben, sondern auch die vorhergehende Handlung der Einbalsamierung.

In allen drei Begebenheiten, die wir von Maria kennen, wird sie missverstanden. Zuerst von ihrer eigenen Schwester (s. Lk 10,40), dann von den Juden, die sie trösten wollten (s. Joh 11,31), und nun hier von Judas Iskariot und auch den übrigen Jüngern. Vielleicht ist es uns auch schon einmal so ergangen, dass man nicht verstanden hat, was wir aus Liebe zu dem Herrn getan haben. Oder haben wir nicht leider auch schon einmal solche Gedanken über andere gehabt? Wir wollen mit solchen törichten Gedanken und Beurteilungen und noch mehr mit Äußerungen darüber sehr vorsichtig sein. Der Herr allein kann die Beweggründe solcher Handlungen beurteilen, wir nicht.

Es ist auch bewundernswert, in welcher Weisheit der Herr diesem so sozial klingenden Argument über die Armen begegnet. Er spricht überhaupt nicht dagegen, Armen gegenüber mildtätig zu sein, aber Er sagt: „Die Armen habt ihr allezeit.“ Es wird immer Gelegenheiten geben, mildtätig zu anderen zu sein. „Mich aber habt ihr nicht allezeit“ – es war sechs Tage vor dem Passah! Sie würden Ihn nur noch eine Woche bei sich haben. Tatsächlich hat niemand anders den Herrn rechtzeitig zum Begräbnis gesalbt. Einige Frauen kauften nach dem Sabbat wohlriechende Gewürzsalben (s. Mk 16,1), und Joseph von Arimathia und Nikodemus wickelten den gestorbenen Leib des Herrn Jesus in Leinentücher mit Gewürzsalben, bevor sie ihn in die Gruft legten (s. Joh 19,38–42). Aber gesalbt hat Ihn niemand sonst. Nur Maria hatte empfunden, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, dass sie Ihn nicht allezeit haben würde. Keiner der Jünger hat Ihm jemals ein Trostwort gesagt, aber eine Frau weiß im richtigen Moment das Richtige zu tun.

„Eine große Volksmenge von den Juden erfuhr nun, dass er dort war; und sie kamen nicht um Jesu willen allein, sondern um auch Lazarus zu sehen, den er aus den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beratschlagten, auch Lazarus zu töten, weil viele von den Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten“ (V. 9–11).

Die große Volksmenge, die hier auch nach Bethanien gekommen war, war „von den Juden“; d. h., sie waren nicht durch diese Ablehnung des Herrn gekennzeichnet, wie es meistens der Fall ist, wenn von den Juden gesprochen wird. Sie schienen mehr durch Neugier und Sensationslust als durch Glauben angetrieben zu sein, aber es war wohl nicht diese Ablehnung und der abgrundtiefe Hass, der die religiösen Führer der Juden allgemein kennzeichnete. Auch in der Haltung dieser Volksmenge wird ein Gegensatz zu Maria deutlich: Maria ging es allein um die Person des Herrn, nur Ihm wollte sie alles geben. Die Volksmenge hingegen hatte offensichtlich überwiegend Interesse an dieser Sensation, dass jemand aus den Toten auferweckt worden war.

In den folgenden Abschnitten kommt dann diese Volksmenge weiter vor uns und wir sehen, dass sie eine Botschaft erhält und ein letzter Appell an sie gerichtet wird. Das macht deutlich, dass das, was in diesem Vers 9 von ihr gesagt wird, nicht ausreicht. Es ist zu wenig, nur ein gewisses Interesse an dem Herrn Jesus zu haben. Diese Botschaft oder den Appell, die der Herr Jesus für sie hat, finden wir in Vers 35: „Noch eine kleine Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt, während ihr das Licht habt, damit nicht Finsternis euch ergreife!“ Er sagt ihnen damit, dass sie jetzt noch die Gelegenheit hätten, an Ihn zu glauben. Denn bloßes Interesse reicht nicht, man muss einen persönlichen Glauben an seine Person haben.

Hier haben wir diese religiösen Führer vor uns, und wir sehen, wie ihr Hass fortschreitet und sie jetzt auch Lazarus töten wollen. Eine Sünde zieht immer eine andere Sünde nach sich, wenn man nicht in Buße und Bekenntnis einhält und umkehrt. Sie hatten schon längst beschlossen, den Herrn Jesus zu töten; und jetzt fügen sie dem noch den Beschluss hinzu, auch Lazarus zu töten. Der Grund dafür war letzten Endes Neid. Sie merkten, dass viele von den Juden an den Herrn Jesus glaubten, und das wollten sie nicht hinnehmen.